Nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns im Herbst 1976 lief die DDR innenpolitisch in ihre finale Phase ein. In zunehmendem Maße machte sich eine neue Generation von Künstlern bemerkbar, die
sich in eigenen Strukturen organisierte und damit die vom Staat zur Verfügung gestellten Podien weitgehend ignorierte. Selbsthilfe-Galerien und -Zeitschriften wurden gegründet, Lesungen fanden in
Ateliers und Kirchen statt, Rockbands traten ohne Spielerlaubnis auf. Trotz provisorischer Arbeitsbedingungen und Zersetzungsmaßnahmen durch das Ministerium für Staatssicherheit entwickelte sich
in diesem Umfeld auch eine unabhängige Filmszene. Es waren zunächst Maler, die mit Amateurkameras experimentierten und damit ihre Ausdrucksskala erweiterten.
Das vorliegende Buch stellt erstmals in umfassend wissenschaftlicher Form das Phänomen des unabhängigen Films in der DDR vor. Kulturpolitische Hintergründe werden dabei ebenso dargestellt wie die
juristischen, technischen und ästhetischen Rahmenbedingungen der Szene. Ausgewählte Werkbiografien und Filmanalysen verweisen auf ihre Potenzen, Spielräume und Grenzen.
Claus Löser, geboren 1962 in Karl-Marx-Stadt, hat in den 1980er Jahren selbst Filme im künstlerischen Underground der DDR gedreht. Nach 1990 studierte er Filmwissenschaften und Dramaturgie. Seit
1995 arbeitet er freiberuflich als Filmkritiker, -kurator und -historiker. 1996 erfolgte die Gründung des Archivs »ex.oriente.lux«, in dem DDR-Künstlerfilme gesammelt wurden, u.a. von A. R.
Penck, Cornelia Schleime, Helge Leiberg, Gabriele Kachold und den »Autoperforationsartisten«. »Strategien der Verweigerung« entstand als Dissertationsprojekt an der HFF Potsdam-Babelsberg.
Claus Löser
396 Seiten
ISBN 978-3-00-034845-7
12,50 € zzgl. Versand
erschienen in der Schriftenreihe der DEFA-Stiftung
zu beziehen über die defa-spektrum GmbH