Die Sprache der totalitären Herrschaft in der SBZ und der DDR diente als Instrument eines unerbittlichen Unterdrückungsapparates und wurde zum großen Teil aus der Sowjetideologie entnommen. Viele Begriffe verwendeten die Repräsentanten der SED-Herrschaft einheitlich einerseits als Ausweis der Zugehörigkeit zum System und andererseits zur Diffamierung angeblicher Feinde und Oppositioneller. Das Buch zeigt, wie die SED-Führung aus Gründen der Machtausübung und Ausgrenzung den Wert von Einzelworten veränderte oder neue Formulierungen ersann, also wie sie Worte vergiftete. Es zeigt gleichzeitig, wie die Staatspartei permanent Menschenrechte verletzte.
Anhand einzelner Begriffe wird gezeigt, wie in der SBZ/ DDR vor allem durch die SED, das MfS und durch die Gerichte der DDR in allen gesellschaftlichen Bereichen systematisch Menschen beeinflusst, ausgegrenzt und verfolgt worden sind und wie die Ideologie des Marxismus-Leninismus Worte vergiftet hat. So haben die Kulturfunktionäre allein für die bildenden Künstler, die sich nicht an die Norm des „Sozialistischen Realismus“ halten wollten, zahlreiche Schimpfwörter verwendet: Abstraktionismus, Avantgardismus und andere. Ausgrenzung bedeutete für die unangepassten Künstler Ausstellungsverbot und existentielle Not. In anderen Bereichen waren die Eingriffe für die Betroffenen weitaus folgenreicher, z. B. für Wirtschaftsfachleute, die als Sündenböcke für die mangelhafte Versorgung der Bevölkerung wegen Sabotage oder Spionage eingesperrt wurden, oder Sozialdemokraten, die wegen Sozialdemokratismus und Nur-Genossenschaftertum unglaublichen Verfolgungen ausgesetzt waren. Viele Fallbeispiele belegen, wie Oppositionelle, die einen „menschlicheren“ Sozialismus anstrebten, von der SED als Abweichler, Anarchisten, Reformisten oder Revisionisten ausgegrenzt und ihre Anschauungen als sozialismusfeindlich, antimarxistisch oder antisowjetisch diffamiert wurden.
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