Vom schwierigen Alltag einer Minderheit in der DDR
Es war die unmittelbare Folge der Vernichtungspolitik der Nazis, dass es in der DDR nur wenige Sinti*ze gab. Die zurückkamen, kämpften um die Anerkennung als Verfolgte des Nationalsozialismus. Sinti*ze waren zwar »normale« DDR-Staatsbürger, aber es gab für sie keine Anerkennung als ethnische Minderheit. In ihren Familienverbänden lebten sie in einer Art Parallelgesellschaft. An den Schnittstellen wie in Schulen und Ämtern waren nicht wenige Sinti*ze gesellschaftlichem Rassismus ausgesetzt, denn in der DDR – wie in der Bundesrepublik – lebten die alten Vorurteile gegenüber den »Zigeunern« fort.
Das Buch stellt erstmals den Alltag der Sinti*ze in der DDR einer breiten Öffentlichkeit vor. Die Aufnahmen von Markus Hawlik-Abramowitz beeindrucken durch die Nähe des Fotografen zu seinen Protagonisten. Sie entstanden im Rahmen seines Fotografie-Diploms 1983 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wurden in der DDR jedoch nie gezeigt. Erst nach Hawliks Ausreise kam es im »Stern« zur teilweisen Publikation; ein Großteil der Fotoserie wird in diesem Buch erstmals veröffentlicht.
Simone Trieders Essay beschreibt einfühlsam, faktenreich und anekdotisch die Erlebniswelt von Sinti*ze im ostdeutschen Sozialismus. Grundlage sind ihre Recherchen in vielen Archiven und Gespräche mit Zeitzeugen.
Mitteldeutscher Verlag (Hier weitere Infos zur Autorin, zum Fotograf und Pressestimmen)
144 S.
geb., 220 × 270 mm
s/w-Abb.
ISBN 978-3-96311-399-4
Erschienen: Oktober 2020
25,00 €
© Offener Kanal Magdeburg, www.youtube.com
In Erinnerung an die am 1. März 1943 aus Magdeburg deportierten Sinti stellt Simone Trieder im Literaturgespräch mit Pascal Begrich, Historiker und Geschäftsführer von Miteinander e.V., ihr jüngst erschienenes Buch "Sinti in der DDR. Alltag einer Minderheit" vor.