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Christine Brinck schildert eine Kindheit in der DDR, die trotz aller familiärer Geborgenheit von Angst geprägt ist, eine Kindheit, in der sie sich früh den Fallstricken des Denunziantentums stellen musste. Sie gewährt uns einen ungewöhnlichen und sehr persönlichen Einblick in die ersten zehn Jahre des Regimes, Einblick in eine Kindheit in vormaurischer Zeit.

 

Der sozialistische Alltag bleibt draußen vor der Tür. Beim Jugendpfarrer im Schweriner Dom fühlen sie sich wohler als in den Gruppensitzungen der Jungen Pioniere; in preußisch-tatkräftiger Manier eröffnet die Mutter ein Schülerpensionat, um ihre Kinder satt zu kriegen. So trotzt eine verschworene bürgerlich-protestantische Lebensgemeinschaft erfolgreich der geistigen und materiellen Mangelwirtschaft im deutschen Sozialismus. Doch das Leben im Schwerin der 1950er Jahre dringt unerbittlich in den Privatraum Familie ein. Denn selbst in Freundschaften oder auf dem Pausenhof konnte jedes Wort eines zu viel sein. Wie Menschen mit bedrohlichen Situationen fertig werden, ohne Humor und Tatkraft zu verlieren, wie Kindheit dennoch voller unbeschwerter Momente sein kann und wie man sich zwischen Auflehnung und Rückzug täglich neu arrangiert, davon erzählt die Autorin ganz ohne Selbstmitleid, aber mit scharfem Blick.

In einem zweiten Teil verleiht Christine Brinck sehr unterschiedlichen Stimmen Gehör, die die Sehnsucht nach Freiheit, der Verdruss an der Diktatur und schließlich die Flucht aus der DDR verbindet. Etwa einem Tennis-Crack, der sich der Konkurrenz draußen in der Welt stellen wollte und nicht nur im „sozialistischen Ausland“, einem Philo sophiestudenten, dem die Wahrheit wichtiger war als die Partei, und einem Schweizer Mädchen, das in die bürokratischen Mühlen einer Diktatur geriet. Frei von Kitsch und Ostalgie lässt Christine Brinck ein Stück deutsch-deutsche Geschichte auferstehen. Unaufgeregt im Ton, aber scharfsinnig in der Sache ist dieses Buch ein Dokument aus fast vergessener Zeit und deshalb Aufklärung im besten Sinne des Wortes.


Berlin Verlag

172 Seiten

Gebunden

E-Book

ISBN: 978-3-8270-7057-9

15,99 €


Über die Autorin

Christine Brinck wuchs in der DDR auf. Nach der Flucht ihrer Familie in den Westen ging sie aufs Gymnasium und studierte später Anglistik, Linguistik und Vergleichende Hochschulforschung in Hamburg. Heute arbeitet sie als freie Journalistin für DIE ZEIT, die FAS, die SZ. Sie sitzt im Beirat der START Stiftung und des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks. Die Übersetzerin von Art Spiegelmans Maus ist Herausgeberin und Autorin mehrerer Bücher und lehrt an der Hamburg Media School. Sie ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in München und Hamburg. 


Pressestimmen

„Unaufgeregt, feinsinnig, anrührend — diese Wörter beschreiben am treffendsten Christine Brincks wunderbares Buch.“ LOUIS BEGLEY