Wie glücklich waren die Menschen im »Arbeiter- und Bauernparadies« wirklich? Die DDR gehörte zu den Staaten, in denen überdurchschnittlich viele Menschen durch eigene Hand starben. Im weltweiten
Vergleich der Selbsttötungsraten nahm der »erste sozialistische Staat auf deutschem Boden« einen Spitzenplatz ein. War das eine Folge der SED-Diktatur? Warum wurde das Thema jahrelang
tabuisiert?
Der Leipziger Historiker und Biochemiker Udo Grashoff hat mehrere tausend Suizidfälle ausgewertet und fertigte erstmalig eine Analyse des Selbstmordgeschehens für die gesamte Zeit der DDR an.
Dabei zeigt er anhand von bisher unveröffentlichtem Material die unterschiedlichen Arten im Umgang mit Selbsttötungen auf und arbeitet die Konfliktfelder und existenzbedrohenden Situationen in
der SED-Diktatur heraus, die zeitweilig zu gehäuften Selbsttötungen führten.
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Ausstattung: Broschur
Format: 14.8 x 21.0 cm
Seitenzahl: 520
ISBN: 978-3-86153-420-4
Erschienen: 10.2006
Lieferfähigkeit: sofort lieferbar
23,90 €
Pressestimmen
Es ist Grashoffs Verdienst, dass er sich von der bloßen Statistik nicht irreführen lässt. Sachlich, differenziert und ohne jede Sensationsgier geht er den Motiven der Selbstmorde auf die Spur und
zeigt auf, wie unfähig das Regime war, mit dem Thema offen und selbstkritisch umzugehen.
Johanna Metz, Das Parlament
Mit seiner Studie hat Grashoff das Selbsttötungsgeschehen in der DDR und den Diskurs darüber in Partei, Forschung, Kirche und Opposition mit radikaler Gründlichkeit und einem eindeutigen Ergebnis
analysiert.
Er hat einen Text vorgelegt, der bestechend klar und frei von Jargon und Fachsprache ist. Wer dieses Buch gelesen hat, weiß nicht nur, warum im Gebiet der DDR eine so hohe Suizidrate bestand,
sondern er hat auch gelernt, dass es ein Fehler ist, auf kurzem Wege einen Zusammenhang zwischen politischer Repression und Lebensmüdigkeit herzustellen. (...)
Sollte in diesem Lande mal wieder ein Preis zu vergeben sein für eine historische Studie, die wissenschaftlich brillant und zugleich ein aufklärerisches Werk sui generis ist, dann hätte ihn Udo
Grashoffs Buch über Selbsttötungen in der DDR dringend verdient.
Jens Gieseke, H-Soz-u-Kult
Udo Grashoff geht auf intelligente und überzeugende Weise neue Wege und kommt zu ebenso überraschenden wie faszinierenden Schlüssen. Die Makroebene der Statistiken wird in seinem Buch durch die
Mikroebene der Einzelfallanalysen und die aufschlussreiche Diskursebene ergänzt, historische Argumentationen zu psychologischen und medizinischen Erkenntnissen in Bezug gesetzt, damit ist das
Buch ein Beleg für die Erträge interdisziplinären Arbeitens.
Marita Krauss, F.A.Z.