Die Journalistin Jutta Voigt begleitete den Alltag im letzten Jahrzehnt der DDR und im ersten Jahrzehnt der neuen Bundesrepublik mit Reportagen und Feuilletons. Im Mittelpunkt ihrer Beobachtungen steht das »ganz normale Leben« - der Besuch beim Friseur, das Hinterhofgespräch aus dem Fenster, eine Scheidung oder die Liebesbedürftigkeit von Dienstreisenden. Ohne zu werten oder zu moralisieren, erzählt die Autorin kleine Begebenheiten, die in der Summe einen Eindruck vom Leben und Lebensgefühl im Osten vermitteln, mit allen guten und schlechten Seiten.
Zehn Jahre vor und zehn Jahre nach der Wende - ein spannender, zeitloser Blick auf ein Land im Umbruch.
»Jutta Voigt erweist sich als ausgezeichnete Beobachterin, sachkundige und pointierte Erzählerin erster Güte.« Sächsische Zeitung
ISBN 978-3-86124-635-0
224 Seiten,
gebunden mit Schutzumschlag
sofort lieferbar
16,90 €
Eine kleine Anekdote zum Buch:
Anfang der Achtziger Jahre kam ein junger, blonder Monteur in die Wohnung von Jutta Voigt, um einen Gamat-Heizkörper zu installieren. Nach einer halben Stunde fragte er die Autorin, die damals bei der DDR-Kulturwochenzeitung "Sonntag" arbeitete: "Sind Sie die Jutta Voigt, die im "Sonntag" schreibt?" "Die bin ich", sagte sie verblüfft. "Immer, wenn ich drei Wochen lang nichts von Ihnen lese, denke ich: Jetzt hamse sie, jetzt hamse sie", sagte der Monteur.
Er begriff die Wirklichkeitsbeschreibungen von Jutta Voigt als subversiv, weil in ihnen "das normale Leben" eine Rolle spielte und so gut wie nie das Wort Sozialismus vorkam. Das hielt der Monteur für gefährlich.
Zur Autorin
Jutta Voigt, geboren 1941 in Berlin, studierte Philosophie und war bis 1989 Redakteurin bei der Wochenzeitung »Sonntag«. Seit der Wende schrieb und schreibt sie u. a. für »Die Zeit«, »Freitag« und GEO. Jutta Voigt wurde mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Zahlreiche ihrer Feuilletons und Reportagen erschienen bereits in Buchform. Von ihr stammen auch die Bücher »Der Geschmack des Ostens« (2005) und »Westbesuch« (2009).
Pressestimmen
„Jutta Voigt erzählte darin von ihren Begegnungen mit den Menschen, ohne zu werten oder zu moralisieren. So ist ein erinnerungsträchtiges und unsentimentales Bild dieser beiden Jahrzehnte entstanden. Locker und pointiert schrieb die Autorin über den fliegenden Wechsel in den Wendejahren zwischen Rügen und Zittau."
Burg Bücherei Wettin
"Jutta Voigt war und ist eine Stimme der Ostdeutschen. Bei aller Nähe wahrt sie dennoch Distanz. Ihr journalistisches Credo könnte der erste Satz aus dem Text 'Bornholm II' (1982) sein: 'Ich gehörte nicht dazu und fühlte mich zugehörig.'"
Thüringische Landeszeitung
"... eine aufschlussreiche Sammlung, die auch vom selbstbewusstsein der Ostdeutschen zeugt, die ihren Lebenslauf nicht als Makel, sondern als Trumpf begreifen - schließlich haben sie die Erfahrung von zwei Gesellschaftssystemen."
buchinformationen.de
"Das ist das Erstaunliche, das an diesem Abend in der Stadt- und Landesbibliothek spürbar wurde: Texte aus 30 Jahren, unverändert und so frisch und authentisch wie am ersten Tage, Respekt!"
Potsdamer Neueste Nachrichten
"Jutta Voigts Beobachtungen sind nett zu lesen und vermitteln einen guten Eindruck vom Alltagsgefühl der sich ändernden Zeiten."
aviva-berlin.de
"Jutta Voigt muss man demjenigen, der irgend für Reportagequalität sich interessiert, nicht eigens vorstellen. Sie aber stellt uns vor ein untergegangenes Land, Szenen zwischen Euphorie und Depression, aus den Sink- und Abtauchzeiten, Lokalbesichtigungen dort, wo sie nur Treibholz und andere Relikte findet, wo die Kinder besagtem Württembergers inzwischen den Prenzlauer Bergneanderthaler vertrieben und die ,Mauerblümchen' sich an die Zweidrittelgesellschaft gewöhnt haben."
Der Freitag
"Dabei erhebt sie nie den moralischen Zeigefinger, sondern schreibt vorurteilsfrei, sachkundig und manchmal auch ironisch. Gerade jungen Lesern, die das geteilte Deutschland nur noch aus den Erzählungen ihrer Eltern und Lehrer kennen, bringen die Geschichten ein Stück fremden Zeitgefühls näher."
Preußische Allgemeine Zeitung
„Abseits der großen politischen Umbrüche und ohne Sentimentalität gewährt die Autorin sensible und humorige Einblicke in das Gefühlsleben der Ostmenschen."
BauernZeitung
„Wie sie schreibt und was sie schreibt, das ist anrührend, nimmt jeden mit, Ost oder West, und gerade jetzt im Mauerfall-Jubiläums-Taumel äußerst empfehlenswert."
radio Berlin, 88.8
„Die Berichte aus anderen Zeiten sind 82 lesenswerte Texte in lebendiger, klarer Sprache und ohne gedrechselte Romantik, die sich als Sammlung auch in der medial angebotenen Fülle der Wende- und
Einheitsrückschauen bestens behaupten."
Gewußt wie!
„Jutta Voigt ist eine leise Mutmacherin auf diesen 223 Seiten [...]."
Lausitzer Rundschau
„Diese stets höchst vergnüglichen Feuilletons mit ihren kräftigen Bildern sind authentischer und damit prickelnder als viele der im Nachhinein aufgeschriebenen Erinnerungen mit ihren auf den
aktuellen Zeitgeist getrimmten Reflektionen."
ekz-Informationsdienst