Von der Staatsgründung bis zum Mauerbau desertierten rund 200 Nato-Soldaten in die DDR. Dieser publizistisch bisher kaum beachteten Episode deutsch-deutscher Geschichte widmet sich der Journalist und Autor Peter Köpf in einem hochspannenden-erzählenden Sachbuch. Er beleuchtet zehn Schicksale von Deserteuren, die die Stasi »Freunde« nannte, aber meist wie Feinde behandelte. Die Motive der Überläufer waren vielfältig: Es gab unter ihnen über-zeugte Sozialisten (wie Lieutenant Adkins), Afroamerikaner, die dem Rassismus in der US-Army entkommen wollten, Männer, die sich dem Krieg in Korea oder Vietnam verweiger-ten oder einfach ein besseres Leben suchten und natürlich auch Soldaten, die in einem privaten Dilemma steckten, der Verfolgung krimineller Straftaten entgehen wollten oder auch als Spione geschickt waren. Jeder dieser Männer erzählt eine außergewöhnliche Geschichte, eine private Geschichte des Kalten Krieges. In ihnen geht es um Hoffnung und Verzweiflung, Kollaboration und Konfrontation, Vertrauen und Verrat, Liebe und Hass. Vor allem sind es Geschichten eines grandiosen Scheiterns. Jeder Überläufer wurde von der DDR-Propaganda gefeiert und war ein gutes Argument »im Kampf gegen die Kapitalisten«. In einer Gründerzeitvilla in Bautzen wurden sie von der Organisation IS (Internationale Solidarität) »betreut«. Von hier aus glaubte man, ihr Leben in der DDR am besten kontrollieren zu können. Doch die Männer gerieten nicht nur in den Fokus der Stasi, sondern auch die Geheimdienste ihrer Heimatländer interessierten sich für sie. So wurden viele im Mahlwerk der Politik und der Ideologien zerrieben. Peter Köpf hat die Geschichten dieser vergessenen Männer aus BStU-Akten und anderen Dokumenten in zwei Jahren Recherche zusammengesetzt, Geschichten des Kalten Krieges aus einer ungewohnten, neuen Perspektive.
CH. Links-Verlag
224 SeitenHardcover
ISBN 978-3-86153-709-0
19,90 Euro
Artikel zum Buch
Peter Köpf erzählt, wie es den Nato-Deserteuren in der DDR erging
Der Tagesspiegel, 3.6.2013
Artikel zum Buch
Was mit Deserteuren geschah, die in die DDR fllohen
Sei es, dass sie sich einem Kriegseinsatz oder der Strafverfolgung entziehen wollten: Mehr als 200 Nato-Soldaten setzten sich von 1949 bis 1961 in die DDR ab. Geschichten grandioser Irrtümer
Welt Online, 10.4.2013
Artikel zum Buch
Go West? Nicht nur im Kalten Krieg liefen Hunderte Nato-Soldaten in den Osten über. Eine Villa in der Lausitz war ihr Auffanglager
ZEIT Online, 28.2.2013