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Sigrid Paul, geboren 1934 in Dommitzsch; Kindheit in Nazi-Deutschland; nach dem Krieg erste Erfahrungen mit den neuen Machthabern in der SBZ: Deportation des Vaters in ein sowjetisches Lager, aus dem er nicht zurückkehrt; Enteignung der Familie: die Deutsche Tonwarenfabrik in Dommitzsch wird verstaatlicht; langjähriger zermürbender und schließlich vergeblicher Kampf um ihre wirtschaftliche Existenz.

 

Mit dem Schicksal ihres Sohnes vor und nach dem Mauerbau in Berlin schlägt Sigrid Paul ein besonders finsteres Kapitel ihres Lebens in der DDR auf. Torsten kommt nach einem ärztlichen Fehlverhalten schwer geschädigt zur Welt. Die Mediziner sind so hilflos, dass die Eltern ihr Kind im Universitätsklinikum im Westteil der Stadt behandeln lassen. Als Ost-Berlin plötzlich abgeriegelt ist, sorgen Ost-Berliner Ärzte dafür, dass der Junge als Herzpatient getarnt in die West-Berliner Klinik zurückgebracht wird. Da sie ihr krankes Baby dort nicht mehr besuchen dürfen, entschließen sich die Eltern zur Flucht; doch sie misslingt. Obwohl ihr Vorhaben unentdeckt bleibt, werden Sigrid Paul und ihr Mann ein Jahr später inhaftiert. Sie haben drei Studenten, die sie bei ihren Fluchtvorbereitungen kennen lernten, bei sich übernachten lassen. Deren erneuter Versuch, zu flüchten, wurde an die Stasi verraten.


Nach der Wiedervereinigung ist Sigrid Paul an den Ort zurückgekehrt, der ihr zum Trauma geworden war. In der einstigen Stasi-Haftanstalt Hohenschönhausen, heute Gedenkstätte, führt sie Besucher durch düstere Zellentrakte und erzählt ihre eigene leidvolle Geschichte.


zba.Buch Baum & Walter GbR

Berlin, 2. Aufl. 2008;

179 S., 64 Abb., Paperback,
14,90 €
ISBN 978-3-9811977-4-7


Zu den Autoren

Helge Heidemeyer, Deutschland Archiv: „Diese Schlaglichter aus einem Leben in der DDR führen über das Einzelschicksal hinaus. Sie illustrieren Karl Wilhelm Frickes Aussage in seinem einfühlsamen Vorwort  — einem Plädoyer, sich weiterhin mit der Unterdrückungsgeschichte der DDR zu beschäftigen: am Umgang mit seinen Bürgern offenbart sich der Charakter eines politischen Systems. Das zu verdeutlichen, macht den allgemein-politischen Wert dieser Autobiografie aus….So dokumentiert der kleine Band nicht nur den Charakter des SED-Regimes, sondern auch den aus der Geradlinigkeit gespeisten Widerstand einfacher Bürger dagegen.“

Friedrich Rudolph, der Stacheldraht: „Die Beschreibung eines solchen Lebens ist nicht leicht, für Laien schon gar nicht. Dem Verlag zba.BUCH ist es zu danken, dass aus dem Manuskript ein spannendes gut zu lesendes Buch entstanden ist. Ohne der Sprache der Autorin Gewalt anzutun, wurde dramaturgisch geschickt die biographische Abfolge durchbrochen. Was Sigrid Paul am wichtigsten ist, begegnet dem Leser zuerst: Wie kann sie ihr Kind retten? Diese Frage trägt durch die gesamte Geschichte bis in die Gegenwart. Lektüre und Verlag - sehr empfehlenswert!”