Historische Stätten haben und machen in Deutschland Konjunktur, wobei der Anteil privater Angebote steigt. Sybille Frank bietet mit ihrem der angloamerikanischen Forschungsdebatte entlehnten Heritage-Konzept erstmalig ein Instrumentarium zur Analyse des derzeitigen Geschichtsstättenbooms. Die Autorin erprobt ihr Konzept am Beispiel des Berliner Checkpoint Charlie. Aufgrund mangelnder öffentlicher Erinnerungsangebote einerseits und anhaltender touristischer Nachfrage nach Zeugnissen der Mauer andererseits wurde der zunächst demontierte Alliierten-Kontrollpunkt in den letzten Jahren von konkurrierenden öffentlichen und privaten Anbietern in spektakulären Einzelaktionen rekonstruiert. Sein Beispiel zeigt, so das Fazit, die Entstehung einer Heritage-Industrie abseits geregelter Verfahren. Damit lässt der Berliner Senat ein enormes stadtentwicklungspolitisches Potenzial ungenutzt.
Sybille Frank, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt »Eigenlogik der Städte« der TU Darmstadt.