Nicht bedient, sondern abgefertigt. Geschichten um die Berliner Mauer

 Mit wund gestoßener Seele entläßt die verlorene Heimat ihre Tochter, die nach Jahren zurückgekommen ist in ihr geliebtes Thüringen. In Jena stand ihre Wiege, und mit Ungestüm erobert sich die Besucherin jeden Flecken, jeden Hügel, das malerische Tal der Saale zurück. Doch alles ist anders. Die Stadt sieht grau und trostlos aus. Die Menschen wirken unfrei und bevormundet. Mit schlechtem Gewissen sieht sich die Dichterin unfreiwillig auf der Seite der Sieger. Sie selbst war vor der Bevormundung der DDR in den Westen geflüchtet, wo sie sich mit Mühe ein neues Leben aufbaute. Nun wird sie von Gefühlen überwältigt: von Heimweh und Furcht, von Sehnsucht und Verunsicherung …

Ruth Lerp hat ihre Eindrücke direkt auf der Rückreise aus Jena zu Papier gebracht. Entsprechend heftig und emotional ist das ergreifende Zeitdokument in Versform geraten, und ihre Schilderungen erschüttern auch heutige Leser zutiefst.