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Von der Ehefrau verraten, von der Stasi zum Tode verurteilt
Eine Diktatur kann auf jedermann zugreifen, jederzeit. Die Biografie des Autors zeigt, wie man in der DDR ohne besonderen Grund zum Freiwild werden konnte. Warum und wieso – dafür hatte Willy H. Schreiber selbst lange keine Erklärung. Die fand er erst nach dem Zusammenbruch des DDR-Regimes, durch Einsicht in seine Akte – mehrere Tausend Seiten – bei der Gauck-Behörde.

Als Schausteller (seine Akten tragen den Titel „OV Eisladen") brachte es Schreiber zu für DDR-Verhältnisse beachtlichem Wohlstand – was ihm aufgrund der herrschenden Verhältnisse zum Teil zum Verhängnis wurde. Nach dem tragischen Tod seiner Großmutter, Mutter und jungen Ehefrau innerhalb nur eines Jahres trat eine neue Frau in sein Leben, die sich seiner kleinen Tochter annahm und Mutter seines Sohnes wurde.

Der Traum vom Familienglück schien erneut erfüllt – ein Trugschluß. Denn der zweiten Ehefrau fiel nichts besseres ein, als ein außereheliches Verhältnis mit einem Stasi-Zuträger anzufangen. Dieser IMS „Wolf" nutzte seine Beziehungen zur Staatsmacht, den Noch-Ehemann seiner neuen Freundin zu denunzieren, einzuschüchtern und zu schikanieren. Daraufhin kam es zur Scheidung der Eheleute. Zugleich schlug die unterschwellige Verfolgung durch die Stasi in offene Verfolgung um – was im Buch detailliert geschildert wird.

Wie sich später herausstellen sollte, arbeiteten sogar Schreibers Scheidungsanwalt wie auch die Ex-Frau der Stasi zu. Ihr Ziel war es, mit allen Mitteln an das Vermögen des Autors zu kommen. Schreiber sah sich vor die Wahl gestellt, eine Verhaftung aufgrund von Denunziationen hinzunehmen oder zu fliehen. Spontan entschloß er sich zur Flucht nach West-Berlin.

Da es ihm auch gelang, seine Kinder aus der DDR herauszubringen, sowie aufgrund vermuteten Verrats geheimer Details des Ost-West-Handels (in den ein italienischer Freund involviert war), war er bei den DDR-Behörden zum Schwerstverbrecher geworden. Zwei seiner Freunde wurden als Fluchthelfer hinter Gitter gebracht. Weil der Arm der Genossen weit in den Westen reichte, war Schreiber bald auch in West-Berlin nicht mehr sicher. Seinen Sohn mußte er auf Drängen der Mutter und von Anwälten zurück in den Osten ziehen lassen. Ein Todesurteil gegen Schreiber wurde beschlossen. Es begann eine Odyssee, die ihn über Österreich, Italien, die USA bis nach Tahiti führte.

Willy Hieronymus Schreiber schildert sein Schicksal lebendig, humorvoll, lebhaft und vor allem spannend. Entstanden ist ein zutiefst persönliches, bewegendes und zugleich hochpolitisches und zeitgeschichtliches Dokument, das auf der Basis zahlloser Originaldokumente Einblick in die Machenschaften des DDR-Regimes gibt und von jedem Zweifel darüber befreit, ob diese Verfolgungen real waren, die eine "Liquidierung" Schreibers zum Ziel hatten. Auch der bizarre Fortgang von Schreibers Geschichte nach 1990 wird nicht ausgespart.


ISBN 978-3-940431-14-1. Jena 2009. 335 S., 55 Abbildungen, davon 10 farbig. 19,90 EUR (D)

Bestellinformationen


Zeitungsartikel von merkur-online.de, 5.10.2009

Wie Willy Schreiber die Stasi (üb)erlebte

Markt Schwaben - Willy Schreiber hat die Stasi erlebt: in der DDR und später auch nach seiner Flucht im Westen. Nun ist die zweite Auflage seines Buches "Im Visier..." erschienen


Stimmen zum Buch
„Verhaftungen, Nötigungen, Bomben- und Morddrohungen, Entführungen und Mordversuche: Was dieser Mann berichtet, klingt unglaublich. Aber es ist wahr. Das beweist ein zweieinhalbtausend Schreibmaschinenseiten umfassendes Dossier aus den Archiven des MfS."
Stefan Simon, SZ, München

„Es zeigt sich, daß Mielkes Mannen nicht nur flächendeckend spitzelten, sondern auch Killerkommandos ausschickten. – Schreiber geriet ins Visier, weil er auch seinen Sohn ausschleusen wollte – und es trotz permanenter Überwachung schaffte."
Andreas Theyssen, Abendzeitung, München

„Die Geschichte, die Willy Hieronymus Schreiber zu erzählen hat, wirkt wie die Handlung eines Thrillers. Aber sie ist wahr. 5000 Seiten Stasi-Akten beweisen es."
Stefan Sachs, Südthüringer Zeitung, Bad Salzungen

„An Willy Schreiber nagt kein Haß, wohl aber die Frage, welcher Irrsinn jene leitete, die eine verbrecherische Jagd mit Killerauftrag auf ihn veranstalteten. In dem, was ihm widerfuhr, spiegelt sich mehrfach die Absurdität und das Verbrecherische des Systems, das sich hinter der biederen Fassade des Arbeiter- und Bauernstaates verbarg."
Günter Schabowski, Märkische Allgemeine, Potsdam

„Willy Hieronymus Schreiber ist ein Zeitzeuge, bei dem es sich lohnt, zuzuhören. Das macht nüchtern und kritisch gegenüber den Versuchen zur Verdrehung der Wahrheit, mit denen manche heutzutage wieder die alte DDR rechtfertigen."
Günter Wolf, Fuldaer Zeitung

„Ich hoffe, daß Willy Hieronymus Schreiber mit seinem Buch dem Leser aufzeigen kann, wie das Unrechtssystem der früheren DDR im Vergleich zum Rechtsstaat beschaffen war."
Prof. Dr. Rita Süßmuth, Präsidentin des Deutschen Bundestages a. D.

„Ein Aufschrei gegen das Unrecht."
Michael Bremmer, SZ, München