Nichts prägte die DDR mehr als ihre Grenzen. Eine entsprechend große Bedeutung hatte die Erlaubnis zum Reisen. Für Dienstreisen in das »nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet« gab es ein strenges
Auswahlverfahren, das den Kreis derer festlegte, die überhaupt einen Reiseantrag stellen durften: Die »Reisekader« waren eine privilegierte Minderheit, die sich durch eine besondere politische
Loyalität zum SED-Staat auszeichnete. Gleichwohl war das »Reisekadersystem« ein Instrument, das zur Kontrolle und Disziplinierung der gesamten wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Elite in der
DDR beitrug und den Kreis der Begünstigten in Abhängigkeitsverhältnisse brachte.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Funktionsweise des Reisekadersystems. Am Beispiel der TU Dresden und des VEB Carl-Zeiss-Jena werden Auswahl und Schulung der Reisekader, die Rolle der
Stasi und das Berichtswesen analysiert, sowie die Bedeutung innerhalb der Universitäten und Betriebe und deren Wahrnehmung im Westen untersucht.
Evangelische Verlagsanstalt Leipzig
2005, 152 Seiten, Paperback
ISBN 978-3-374-02339-4
Jens Niederhut, 1975 in Berlin geboren, ist Historiker. Er studierte in Marburg und an der Freien Universität Berlin Geschichte, Politikwissenschaft und Klassische Philologie. Jens Niederhut veröffentlichte bereits mehrere Arbeiten zur DDR-Geschichte und promoviert derzeit an der Universität zu Köln.