Wolfgang Vogel – Anwalt der deutsch-deutschen Geschichte
„Meine Wege waren nicht weiß und nicht schwarz. Sie mussten grau sein – anders ging es nicht. Ich wollte Anwalt der Menschen zwischen den Fronten sein.“ Wolfgang Vogel
Er war ein Grenzgänger zwischen zwei Welten: Während des Kalten Krieges fiel dem Ost-Berliner Rechtsanwalt Wolfgang Vogel als DDR-Unterhändler eine historisch singuläre Rolle im geteilten Deutschland zu. In den 1950er- und 1960er-Jahren war er das einzige Bindeglied zwischen den beiden deutschen Staaten; später wurde er als persönlicher Beauftragter Erich Honeckers wichtigster innerdeutscher Gesprächspartner für Bonner Spitzenpolitiker wie Rainer Barzel, Helmut Schmidt oder Herbert Wehner, deren Vertrauen er durch sein diplomatisches Geschick erwarb. Er fädelte den Freikauf von mehr als 33.000 politischen Gefangenen aus der DDR ein, verhalf in über 200.000 Fällen durch die Mauer getrennten Familienangehörigen zur Ausreise und arrangierte international den Austausch von rund 150 Spionen, darunter dreimal spektakulär auf der Glienicker Brücke. Wer war diese schillernde und geheimnisumwitterte Persönlichkeit? Norbert F. Pötzl erhielt als Erster Zugang zu Vogels Privatarchiv mit bisher unveröffentlichten Notizen über die Gespräche, die Honeckers Sendbote mit Bonner Politikern führte. Der Autor sprach ausführlich mit Vogels Witwe und anderen Zeitzeugen wie Egon Bahr, Klaus Bölling, Hans Otto Bräutigam und Hans-Jochen Vogel sowie mit zwei ehemaligen politischen Häftlingen, die 1963 als Erste freigekauft wurden. In Archiven neu entdeckte Dokumente vermitteln überraschende Erkenntnisse über die Akteure der Deutschlandpolitik. Entstanden ist die fesselnde und differenzierte Biografie des DDRUnterhändlers. Mit bisher unveröffentlichten Fotos.
Über den Autor
Norbert F. Pötzl, geboren 1948, von 1972 bis 2013 SPIEGEL-Redakteur, ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher. Er veröffentlichte u.a. den Bestseller "Der Fall Barschel - Anatomie einer deutschen Karriere" (1988), "Erich Honecker - Eine deutsche Biographie" (2002) und "Beitz - Eine deutsche Geschichte" (2011). Der Autor lebt und arbeitet in Hamburg.
Pressestimme
Es ist das Verdienst des "Spiegel"-Redaktors Norbert F. Pötzl, die komplizierte Geschichte des Häftlingsfreikaufs akribisch aufgearbeitet zu haben.
NZZ am Sonntag, Gerd Kolbe (31.08.2014)
Wolfgang Vogel
Helfer in der Not oder Teufels Advokat?
Der Ost-Berliner Rechtsanwalt Wolfgang Vogel war am Freikauf von mehr als 33.000 politischen Gefangenen aus der DDR beteiligt. Gerade weil Vogel nicht der typische Apparatschik war, kam er im Westen gut an. Der ehemalige Spiegel-Redakteur Norbert Pötzl hat eine Biografie über ihn geschrieben – mitunter spannend wie ein Spionageroman
deutschlandfunk.de, 1.12.2014