Stimmen der Opposition

"Stimmen der Opposition" ist ein Projekt der Deutschen Gesellschaft e.V. und wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.

Quelle: Deutsche Gesellschaft e.V., www.youtube.com


Veröffentlicht am 19.12.2013

Dr. Wolfgang Welsch arbeitete als Schauspieler bei der DEFA und dem Deutschen Fernsehfunk. Nach einem Fluchtversuch wurde er im Mai 1964 verhaftet und in zwei Prozessen zu viereinhalb Jahren Haft, u.a. wegen "staatsgefährdender Propaganda" verurteilt. 1967 aus der Haft entlassen, drehte er einen Dokumentarfilm gegen das SED-Regime. Durch Verrat wurde er Monate später erneut verhaftet und wegen "Hochverrat" zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach knapp sieben Jahren politischer Haft kaufte ihn die Bundesregierung 1971 frei. Als Doktorand begann er an der JLU Giessen ein Studium der Soziologie und Politikwissenschaft und promovierte über das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Als Fluchthelfer verhalf er über 200 Menschen zur Freiheit. Das MfS versuchte mehrmals, ihn zu ermorden. Sein Schicksal ist Inhalt des Buches "Ich war Staatsfeind Nr. 1. Als Fluchthelfer auf der Todesliste der Stasi".

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Staufer-Gymnasiums Waiblingen.


Veröffentlicht am 10.09.2012

Siegbert Schefke, der sich früh der Arbeit in Friedens- und Umweltkreisen widmete, war 1986 Mitbegründer der „Umwelt-Bibliothek" in der Zionskirche in Ost-Berlin. Er arbeitete eng mit Aram Radomski zusammen. Gemeinsam erstellten sie „Dokumentationsfilme" über den baulichen Zustand einiger Städte in der DDR und dokumentierten die Umweltzerstörung. Der ab 1987 als freiberuflicher Fotograf, Journalist und Kameramann tätige Bürgerrechtler schmuggelte das illegal entstandene Material mit Hilfe westlicher Journalisten und Diplomaten in die Bundesrepublik. Sein größter Coup gelang Schefke am 9. Oktober 1989, als sein heimlich gedrehter Beitrag über die Demonstration von 70.000 DDR-Bürgern in Leipzig in den Tagesthemen ausgestrahlt wurde. Die sensationellen Aufnahmen des „Tags der Entscheidung" gehören zum Bildgedächtnis der Friedlichen Revolution. Seit 1992 ist Siegbert Schefke als Journalist beim MDR tätig und arbeitet in der Redaktion „ARD-Aktuell".

Das Interview führten Schülerinnen und Schüler des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums Bayreuth.


Veröffentlicht am 07.10.2012

Andreas Thieme (geb. 1952 in Thalheim) wuchs in einem kirchlich geprägten Elternhaus auf und erhielt keine Zulassung zum Abitur. Als Mitglied einer Rockband schrieb er DDR-kritische Songtexte und Gedichte. Wegen "staatsfeindlicher Hetze" wurde er im Dezember 1972 verhaftet und zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt. Im Rahmen des Häftlingsfreikaufs gelangte er im Mai 1975 in die Bundesrepublik.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Westerstede.


Veröffentlicht am 11.09.2012

Christian Dietrich erhielt keine Zulassung zum Abitur, weshalb er das Kirchliche Proseminar Naumburg besuchte. Danach verrichtete er verschiedene Gelegenheitsarbeiten und war Gaststudent. Er übernahm außerdem auch die Leitung verschiedener oppositioneller Arbeitskreise und war Herausgeber verschiedener Samisdatpublikationen. Im Herbst 1988 zog er nach Leipzig. Hier widmete er sich der Entwicklung von öffentlichkeitswirksamen Protestaktionen unter anderem organisierte er die Demonstration am 4. September 1989 in Leipzig mit. Ab Oktober 1989 studierte er Theologie in Naumburg. Er war Geschäftsführer des Demokratischen Aufbruchs und Vorsitzender des Untersuchungsausschusses Korruption und Amtsmissbrauch im Kreis Naumburg. 1991 war er Mitbegründer und Vorstand des „Archiv Bürgerbewegung" und der Stiftung „Runder Tisch". Nach dem Ersten Theologischen Examen war er Mitarbeiter am Institut für kirchliche Zeitgeschichte Naumburg. Er veröffentlichte verschiedene Publikationen und konzipierte mehrere Ausstellungen zur Zeitgeschichte. Seit 1997 lebt er in Thüringen und ist Pfarrer, seit 2000 in Nohra, nahe Weimar, und betreut dort sechs Kirchen.

Das Interview führten Schülerinnen und Schüler des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums Bayreuth.


Veröffentlicht am 29.03.2013

Eva-Maria Neumann absolvierte an der Hochschule für Musik in Leipzig ein Studium mit dem Hauptfach Violine. Sowohl sie als auch ihr Mann Rudolf standen als praktizierende Christen dem SED-Regime kritisch gegenüber. 1977 versuchten sie zusammen mit ihrer damals dreijährigen Tochter, im Kofferraum eines Fluchthelfers über die Grenzanlage Hirschberg in die Bundesrepublik zu gelangen. Das MfS verhaftete beide, da sie vermutlich von einem Spitzel verraten wurden. Die Tochter kam zu den Großeltern, Eva-Maria Neumann wurde zu drei Jahren und ihr Mann zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ihre Freiheitsstrafe verbüßte sie unter anderem im Frauengefängnis Hoheneck. 1978 kaufte die Bundesrepublik die Neumanns frei. Ihre Tochter durfte ein halbes Jahr später ausreisen. Die Familie zog nach Aachen, wo sie heute noch lebt. Nachdem Neumann nach der Haft mehrere Jahre erwerbsunfähig war, unterrichtet sie jetzt an der Städtischen Musikschule und ist Mitglied des Aachener Kammerorchesters.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Theodor-Fliedner-Gymnasiums Düsseldorf.


Veröffentlicht am 01.03.2013

Hartmut Richter verweigerte bereits als Schüler die Zusammenarbeit mit der SED. Er lehnte es ab, seinem Pionierleiter über seine Mitschüler Bericht zu erstatten oder der FDJ beizutreten. Als Dreizehnjähriger beobachtete er den Mauerbau in der Bernauer Straße und schwamm als Achtzehnjähriger durch den Teltow-Kanal nach West-Berlin, nachdem er zuvor zu einer Bewährungsstrafe wegen Republikflucht verurteilt wurde. In West-Berlin angekommen, begann er zunächst Freunde und Verwandte aus der DDR herauszuholen. Auf den Transitstrecken zwischen Westdeutschland und Berlin gelangen 33 Menschen mit seiner Hilfe in den Westen, bis ein Kontrollposten 1975 seine Schwester im Kofferraum seines Autos entdeckte. Das Bezirksgericht Potsdam verurteilte ihn unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu 15 Jahren Gefängnis, von denen er fünf verbüßte, bevor er von der Bundesrepublik freigekauft wurde. In West-Berlin engagierte er sich bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte und warf Flugblätter über die Mauer.

Das Gespräch führten Schülerinnen des Innerstädtischen Gymnasiums Rostock.


Veröffentlicht am 29.03.2013

Peter Grimm machte 1982 auf dem Begräbnis von Robert Havelmann Bekanntschaft mit den Regimegegnern Ralf Hirsch und Werner Fischer, deren Überzeugung er teilte. Nach einem misslungenen Anwerbungsversuch des MfS folgte ein Schulverweis als Grimm gerade seine Abitursprüfung ablegen sollte. Daraufhin knüpfte er Kontakt zu verschiedenen Bürgerrechtskreisen in Ost-Berlin, welche sich mit Menschenrechtsfragen auseinander setzten, wie zum Beispiel dem Friedenskreis in der Bekenntniskirche in Berlin-Treptow. 1986 war Grimm Mitbegründer der Initiative Frieden und Menschenrechte, die er nach dem Verbot eines von ihm mit initiiertem Menschenrechtsseminar ins Leben rief. Eine weitere Station Grimms war die Herausgeberschaft der Samisdatzeitschrift „grenzfall", die ab 1986 im Untergrund verbreitet wurde. 1990 wurde der Bürgerrechtler Mitglied der SDP, später hatte er ein Mandat in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag. Nach der Wiedervereinigung war er anfänglich bei verschiedenen Fernsehproduktionsfirmen angestellt und als Filmemacher tätig. Heute ist Peter Grimm verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Horch und Guck".

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler der Erich-Kästner-Realschule Tostedt.


Veröffentlicht am 29.04.2014

Mario Röllig absolvierte nach dem Oberschulabschluss eine Ausbildung zum Restaurantfachmann. Nach seinem Coming-out als Homosexueller befreundete er sich im Alter von 17 Jahren mit einem West-Berliner Politiker. Mitarbeiter des MfS versuchten ihn daraufhin als inoffiziellen Mitarbeiter anzuwerben. Weil er dies ablehnte, wurde er massiv unter Druck gesetzt. 1987 versuchte er deshalb, über Ungarn nach Jugoslawien zu fliehen. Die ungarische Grenzpolizei verhaftete Röllig und übergab ihn dem DDR-Staats-sicherheitsdienst. Daraufhin kam er für drei Monate in das Untersuchungsgefängnis nach Berlin-Hohenschönhausen. Nach seiner Entlassung erfuhr er persönliche und berufliche Repressalien, so dass er umgehend einen Ausreiseantrag stellte. Anfang 1988 nahm er an oppositionellen Veranstaltungen innerhalb der evangelischen Kirche teil. Nach einem Protestbrief an Erich Honecker wurde er schließlich 1988 aus der DDR ausgebürgert. Heute setzt er sich öffentlich mit seiner Geschichte auseinander und engagiert sich in der Vereinigung der Opfer des Stalinismus, in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen sowie in Schüler- und Kunstprojekten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Das Gespräch führte eine Schülerin des Innerstädtischen Gymnasiums Rostock.


Veröffentlicht am 14.08.2013

Rainer Wagner wurde 1951 in Weißenberg geboren. Vom Elternhaus früh antikommunistisch geprägt, verließ er nach einigen Schikanen die Schule und absolvierte eine Bäckerlehre. Als 15-Jähriger versuchte er 1967 aus der DDR zu fliehen, wurde jedoch an der Grenze aufgegriffen und zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt. Nach seiner Freilassung wurde er vom Ministerium für Staatssicherheit überwacht. 1983 durfte er in die Bundesrepublik übersiedeln. Rainer Wagner erhielt 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande und ist seit 2006 Vorsitzender der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG).

Das Gespräch fand gemeinsam mit der Zeitzeugin Barbara Große statt und wurde von Schülerinnen und Schülern des Auguste-Viktoria-Gymnasiums Trier geführt.


Veröffentlicht am 06.02.2013

Clara Welten wurde 1967 in Erfurt geboren. Sie wächst in einem christlichen Elternhaus auf, die Haltung der DDR-Opposition gegen das SED-Regime ist Teil ihrer Erziehung. In der Schule wird sie von Lehrern und Schülern ausgegrenzt. 1983 darf die Familie in die Bundesrepublik ausreisen. Clara Welten studiert 1989-1996 Philosophie, Psychoanalyse und Literatur in Frankfurt a.M. und Paris. Seit 2012 begleitet sie therapeutisch Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in ihrer Praxis in Berlin.

Das Gespräch führten Schüler der Moserschule Berlin und ihre französischen Austauschschüler.


Veröffentlicht am 30.03.2013

Den Beginn seines politischen Bewusstseins kann Eberhard Wilms heute genau bestimmen. Es war am Tag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953: Er war über die Panzer auf einem Dresdner Platz und über die nachfolgenden Ereignisse empört. 1954 wollte die DDR ihm den Weg zum Abitur versperren. Diskussionen mit seinen drei SED-Brüdern waren die Folge. Die Reisen als Mitglied des Dresdener Kreuzchores in den Westen trugen dazu bei, dass bei Herrn Wilms der Entschluss wuchs, die DDR zu verlassen. Diese Erlebnisse prägten sein politisches Bewusstsein und führten dazu, dass er neben Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft studierte und Lehrer wurde. Der Zusammenhalt von Ost und West wurde sein Anliegen zu einer Zeit, als man im Westen Deutschland mit der Bundesrepublik gleichsetzte.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Theodor-Fliedner-Gymnasiums Düsseldorf. Der besondere Dank gilt dem Geschichtslehrer Dr. Rolf Kauffeldt.


Veröffentlicht am 17.12.2013

Den Beginn seines politischen Bewusstseins kann Eberhard Wilms heute genau bestimmen. Es war am Tag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953: Er war über die Panzer auf einem Dresdner Platz und über die nachfolgenden Ereignisse empört. 1954 wollte die DDR ihm den Weg zum Abitur versperren. Diskussionen mit seinen drei SED-Brüdern waren die Folge. Die Reisen als Mitglied des Dresdener Kreuzchores in den Westen trugen dazu bei, dass bei Herrn Wilms der Entschluss wuchs, die DDR zu verlassen. Diese Erlebnisse prägten sein politisches Bewusstsein und führten dazu, dass er neben Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft studierte und Lehrer wurde. Der Zusammenhalt von Ost und West wurde sein Anliegen zu einer Zeit, als man im Westen Deutschland mit der Bundesrepublik gleichsetzte.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Ellenrieder-Gymnasiums Konstanz.


Veröffentlicht am 15.11.2013

Seit 1977 war Lothar Rochau Jugendiakon in Halle-Neustadt. Er führte eine über vierzig Anhänger große Friedens-Umwelt-und Menschenrechtsgruppe an, die mit vielerlei Aktivitäten von sich reden machte. Die Diskussionen, Konzerte, Werkstatt-Tage und Umweltprojekte, die der Geistliche im Rahmen der Offenen Jugendarbeit initiierte, waren aber nicht nur dem SED-Staat ein Dorn im Auge. Auch die Kirchenleitung distanzierte sich zunehmend von ihm und seiner Arbeit. Zu Beginn des Jahres 1983 wurde ihm von Seiten der Kirche gekündigt. Im Juni 1983 wurde Lothar Rochau verhaftet. Im September wurde er wegen staatsfeindlicher Hetze, ungesetzlicher Verbindungsaufnahme und Herabwürdigung der staatlichen Organe zu drei Jahren Haft verurteilt. Ein Artikel im „Spiegel", der über seine Inhaftierung berichtete, führte dazu, dass er im Dezember 1983 mit seiner Familie in die Bundesrepublik abgeschoben wurde. Aber auch in Halle blieb seine Inhaftierung nicht ohne Folgen -- unter dem Dach der Kirche formierte sich eine politische Opposition, die sich mit Umwelt- und Demokratiefragen beschäftigte. Nur kurze Zeit nach der friedlichen Revolution kehrte Lothar Rochau wieder nach Halle/Saale zurück.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler der Ricarda-Huch-Schule Braunschweig.


Veröffentlicht am 10.03.2014

Dr. Carlo Jordan war ein DDR-Bürgerrechtler und Oppositioneller. 1986 war er Mitbegründer der Berliner Umweltbibliothek, 1988 des Grünen Netzwerks Arche und 1989 der Grünen Partei in der DDR. Deren Sprecher war er am Zentralen Runden Tisch sowie Abgeordneter in der ersten frei gewählten Stadtverordnetenversammlung von Ost-Berlin. Im Januar 1990 war er an der Erstürmung der Stasi-Hauptzentrale in Berlin-Lichtenberg beteiligt und im Anschluss Initiator der Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums Heidelberg.


Veröffentlicht am 02.01.2014

Regina Albrecht stammt aus Ost-Berlin. Bevor sie 1971 in die Bundesrepublik ausreiste, studierte sie Wasserwirtschaft an der Ingenieurschule in Magdeburg. In der Bundesrepublik arbeitete sie in verschiedenen Ingenieurbüros und engagierte sich kommunalpolitisch in ihrer Gemeinde. Außerdem war sie ab 1987 Mitglied des Kirchenvorstandes in Wendeburg. 1988 verhalf sie zunächst ihrem Bruder zur Flucht in die Bundesrepublik, anschließend auch ihrer Schwägerin und ihrer Nichte. Im September 1989 unterstützte sie ihre Eltern bei der Ausreise aus der DDR. Am 9. November 1989 reiste sie zur Grenzöffnung nach Marienborn und nach Berlin zum Brandenburger Tor, um sich persönlich einen Eindruck über den Mauerfall zu verschaffen. Ab 1990 stellte sie Nachforschungen bei dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes und befasste sich mit der Aufarbeitungen der eigenen Biografie. 2006 schrieb sie den autobiografischen Roman „Nur 180 Meter, Liebe im Schatten der Mauer".

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler der Pestalozzischule Langenhagen.


Veröffentlicht am 02.01.2014

Nach seiner Ausbildung zum Fotograf war Riemann als Werks-fotograf im Braunkohlekraftwerk Boxberg (Lausitz) tätig. Zu dieser Zeit versuchte das MfS, ihn als IM anzuwerben. Doch Riemann ging darauf nicht ein und enttarnte die Anwerbeversuche. Nach seinem Abschluss als Fotografenmeister und nach mehreren Preisen für seine Arbeit erhielt Riemann den Ruf als Architekturfotograf an die Deutsche Bauakademie Ost-Berlin. Zeitgleich absolvierte er in Leipzig ein Kunsthochschulstudium. Danach war er als Mitglied des Verbands Bildender Künstler als staatlich zugelassener Freiberufler tätig. Es folgten mehrere Ausstellungen und Publikationen, vor allem Bücher ohne Auftrag, in denen er sich kritisch mit der DDR auseinander setzte. Die Konsequenz dieser kritischen Haltung war ein Ausstellungsverbot. 1986 stellte Riemann einen Antrag auf Ausreise nach West-Berlin und auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR. 1989 durfte er in die Bundesrepublik ausreisen. Heute lebt Riemann als Fotograf in der Nähe von Heidelberg. Neben zahlreichen Ausstellungs- und Buchprojekten betreibt er die Webseite www.ddr-fotografie-riemann.de. Die dort abgebildeten Fotografien sind zugleich die Grundlage der unter der Überschrift „Fotografien aus der DDR -- Die Sicht von Dietmar Riemann" an der Universität Freiburg eingereichten Magisterarbeit.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Staufer-Gymnasiums Waiblingen.


Veröffentlicht am 22.02.2013

Gilbert Furian war Mitglied der Jungen Gemeinde und wurde deshalb 1961 aus der FDJ ausgeschlossen. Damit war es ihm nicht möglich, das angestrebte Dolmetscherstudium aufzunehmen. Er machte eine Lehre als Verkehrskaufmann, absolvierte seinen Grundwehrdienst bei der NVA und studierte anschließend Philosophie, bis er 1970 wegen einer Stellungnahme gegen den Einmarsch der Warschauer Vertragsstaaten in die CSSR exmatrikuliert wurde. 1982 interviewte er Ost-Berliner Punks und versuchte, das Material auch Freunden in den Westen zukommen zu lassen. Dafür verurteilte ihn das Stadtbezirksgericht Berlin-Lichtenberg 1985 wegen „Anfertigens von Aufzeichnungen, die geeignet sind, den Interessen der DDR zu schaden" zu zwei Jahren und zwei Monaten Freiheitsentzug. 1986 wurde er durch die Bundesrepublik freigekauft, entschied sich aber für den Verbleib in der DDR. Dort gründete er 1989 innerhalb der IFM die „Projektgruppe Politische Justiz in der DDR " und vertrat das Neue Forum am Runden Tisch im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Heute führt er Besucher durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

Das Gespräch führten Schüler der Evangelischen Schule St. Marien in Neubrandenburg.


Veröffentlicht am 19.10.2013

Hans-Jochen Tschiche gehörte zu den Ostdeutschen, die die DDR-Gesellschaft demokratisieren wollten. Trotz wiederholter Enttäuschungen blieb er unbeirrbar bei seinem Thema. Die nukleare Bedrohung durch die Weltmächte in Ost und West führten ihn zur innerkirchlichen Friedensbewegung der DDR. Die Unduldsamkeit und die ideologische Rechthaberei der DDR-Mächtigen, die sie nach innen und außen zeigten, ließen ihn zum klaren Kritiker des real-existierenden Sozialismus werden. 1968 entwarf er zusammen mit 37 anderen Pfarrern eine Alternative zur neu eingeführten DDR-Verfassung, die den Herrschaftsanspruch der SED bestritt. Außerdem verstärkte er seine Kritik an den westlichen und östlichen Industriegesellschaften, in denen Wachstumswahn und Ressourcenverschwendung unbedenklich vorangetrieben wurden. Darüber hinaus fanden Dissidenten und weitere Schutzsuchende bei Tschiche Zuflucht. Deshalb wurden seine Familie und er selbst vom MfS intensiv überwacht. Seine kritischen Briefe an die Mächtigen führten nicht zu seiner Verhaftung, sondern die Staatsorgane begannen das Gespräch mit ihm zu suchen. Später beteiligte er sich mit weiteren Bürgerrechtlern an der Gründung des Neuen Forums, das er 1990 in der Volkskammer vertrat.

Das Gespräch führten Schüler des Ratsgymnasiums Minden (Westf.)


Veröffentlicht am 20.12.2013

Frank Eigenfeld ist Mitbegründer des „Neuen Forums" und ein ostdeutscher Bürgerrechtler. In Studentenkreisen diskutierte er in den 1970er Jahren über die Niederschlagung des Prager Frühlings und kritisierte die Ausbürgerung Biermanns. Ab den frühen 1980er Jahren hielt Eigenfeld Kontakte zur Offenen Jugendarbeit. Er beteiligte sich an Veranstaltungen, die Veränderungsprozesse innerhalb der DDR befördern wollten und wurde 1985 Mitglied der Initiative für Frieden und Menschenrechte. Er reiste viel und beteiligte sich am Aufbau eines DDR-weiten Oppositionsnetzwerks. Trotz ständiger Überwachung durch das MfS war er weiterhin aktiv, etwa indem er die „Nachtgebete" organisierte und heimlich Flugblätter drucken ließ. Im Jahr 1990 erfuhr Eigenfeld berufliche Wiedergutmachung. Die Universität Halle rehabilitierte ihn und stellte ihn erneut als wissenschaftlichen Mitarbeiter ein. Heute ist er im Ruhestand.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler der Elisabeth-von-Rantzau-Schule Hildesheim.


Veröffentlicht am 14.11.2013

Als Kind sang Hartmut Henke begeistert die DDR-Nationalhymne "Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt, lass uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland". Während des Volksaufstandes am 17. Juni 1953 in Ludwigsdorf erlebte er den wahren Charakter der DDR als Väter seiner Schulkameraden verhaftet und verurteilt wurden. Sein christlicher Freiheitsdrang erwachte. Nachdem Henke sich konfirmieren ließ und nicht an der Jugendweihe teilnahm, wurde ihm der Besuch der Oberschule verweigert. Als seine Eltern nach der Zwangskollektivierung in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) eintraten, durfte ihr Sohn dann doch noch die höhere Schule besuchen. Nach dem Bau der Mauer konnte Henke sogar ein Studium an der TU-Dresden als Landmaschinenbauer ohne vorherigen Militärdienst beginnen. In der Nacht vom 21. August 1968 fuhren die Panzer der Roten Armee aus den Kasernen des Bezirkes Dresden in das Nachbarland Böhmen/CSSR, um den Prager Frühling niederzuschlagen. "1938 braune deutsche Faschisten in Prag -- 1968 rote sowjetische Kommunisten in Prag" kommentierte er in einer Versammlung im Konstruktionsbüro des Mähdrescherwerkes Singwitz. Um sich einer Einberufung zur NVA zu entziehen, versuchte er, die DDR zu verlassen. Der Fluchtversuch misslang. Henke kam im Zuchthaus in Cottbus in Haft und wurde später von der Bundesrepublik freigekauft. Fortan konnte er seine Lebensaufgabe -- "Schwerter zu Pflugscharen" -- an vielen Orten in der Welt in die Tat umsetzen.

Das Gespräch führten Schüler des Klettgau-Gymnasiums Tiengen.


Veröffentlicht am 10.02.2014

Dr. Ute Steinhäuser war Röntgenfachärztin und arbeitete an der Poliklink Dresden. Wegen der schlechten Versorgungslage, der mangelnden Reisemöglichkeiten und der schlechten Zukunftsperspektiven für ihre Kinder wollte das Ehepaar Steinhäuser die DDR verlassen. Im August 1975 versucht die Familie, in den Westen zu gelangen. Das Treffen mit den Fluchthelfern scheitert jedoch, einen Tag später wird das Paar von der Staatssicherheit abgeholt. Man versucht, ihnen nicht nur Republikflucht, sondern auch Spionage und Sabotage anzuhängen. Im Oktober 1977 wird Dr. Ute Steinhäuser zu sieben Jahren, ihr Ehemann zu 15 Jahren Haft verurteilt. Nach zwei Jahren kommt sie im Zuge einer Amnestie frei und wird in die DDR entlassen. Im November 1981 darf die Familie in die Bundesrepublik ausreisen.


Veröffentlicht am 30.07.2013

Barbara Große (geb. 1947 in Leipzig) war als Tontechnikerin tätig. Sie sehnte sich nach einem Leben in Freiheit und stellte seit September 1967 regelmäßig Ausreiseanträge. Zudem suchte sie Hilfe bei der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik und bei der bundesdeutschen Botschaft in Prag. Im Januar 1983 wurde sie verhaftet. Verurteilt zu zweieinhalb Jahren wegen "landesverräterischer Agententätigkeit", gelangte sie im März 1984 im Rahmen des Häftlingsfreikaufs in die Bundesrepublik.

Das Gespräch fand gemeinsam mit dem Zeitzeugen Rainer Wagner statt und wurde von Schülerinnen und Schülern des Auguste-Viktoria-Gymnasiums Trier geführt.


Veröffentlicht am 12.02.2013

Wolf-Dietrich Krause ist gelernter Kellner und Sozialsekretär. Schon als Sechsjähriger erlebte er die SED-Willkür durch die Verhaftung seines Vaters wegen "staatsfeindlicher Propaganda" in der elterlichen Wohnung. Als Küchenleiter auf einem Fahrgastschiff der "Weißen Flotte" in Berlin stellte er ab 1975 mehrere Ausreiseanträge, die alle abgelehnt wurden. Im November 1976 protestierte er öffentlich gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns und erhielt im Mai 1977 Berufsverbot. Im September 1977 erfolgte die Verhaftung und spätere Verurteilung wegen "staatsfeindlicher Hetze" und "Beeinträchtigung staatlicher Maßnahmen" zu einer Haftstrafe von zwei Jahren. Die Haftzeit verbrachte er in Cottbus und Chemnitz (Karl-Marx-Stadt). Im Rahmen des Häftlingsfreikaufs gelangte Wolf-Dietrich Krause im Mai 1978 in die Bundesrepublik Deutschland.


Veröffentlicht am 07.02.2013

Der Vater von Uwe Pries siedelt Anfang der 1950er Jahre als überzeugter Kommunist von Hamburg in die DDR über. Er studiert Philosophie und Literatur, ist SED-Mitglied und stellvertretender Direktor an einer Berufsschule. Wöchentlich hält er Buchvorlesungen im Carl Corbach Club und beginnt Ende der 1970er Jahre, die DDR öffentlich zu kritisieren. In der Folge führt dies zu Parteiausschluss und zum Berufsverbot. Uwe Pries beschließt daraufhin, die DDR auf illegalem Wege zu verlassen und verucht 1982, die bulgarisch-türkische Grenze zu passieren. Er wird verhaftet und anschließend in Naumburg/Saale inhaftiert. 1983 wird er von der Bundesrepublik freigekauft und darf die DDR verlassen. Seit 1996 lebt Uwe Pries in Ingelheim am Rhein.

Das Gespräch führten Schüler der Kaiserpfalz-Realschule Plus in Ingelheim/Rhein.


Veröffentlicht am 14.05.2013

Im Alter von 16 Jahren wurde Angelika Cholewa von zwei Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit auf dem Schulhof bedrängt und zur Mitarbeit als Inoffizielle Mitarbeiterin genötigt. Nach wenigen Treffen verweigerte sie die Mitarbeit. Infolge dessen bekam sie erste berufliche Konsequenzen nach dem Abitur zu spüren, als ihr das Architekturstudium verweigert wurde. Nicht nur während des Studiums, sondern auch in den ersten Jahren der Berufstätigkeit mischte sich die Staatssicherheit in ihre familiären und persönlichen Angelegenheiten ein. Wiederholte demütigende Erfahrungen in "Volkseigenen Betrieben", wie etwa das öffentliche Rügen vor allen Mitarbeitern wegen des Fehlens bei der 1. Mai Demonstration, führten letztendlich zu dem Entschluss, mit ihrem damaligen Ehemann die DDR zu verlassen. Die Flucht an der Grenze zwischen der Tschechoslowakei und Bayern scheiterte jedoch, so dass Angelika Cholewa von 1980 bis 1983 inhaftiert wurde. 1983 wurde sie von der Bundesrepublik freigekauft.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler der PTI Dieburg.


Veröffentlicht am 13.11.2013

Konstanze Helber ist gelernte Kinderkrankenschwester. In ihrem ersten Auslandsurlaub in Bulgarien lernte sie einen Touristen aus Baden-Württemberg kennen und beide verliebten sich. Nachdem zwei Ausreiseanträge abgelehnt wurden, planten sie ihre Flucht. Das Vorhaben scheiterte, im Kofferraum des Fluchtautos wurde sie im Januar 1977 entdeckt und verhaftet. Verurteilt zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten wegen "versuchten illegalen Grenzübertritts", gelangte sie im April 1979 im Rahmen des Häftlingsfreikaufs in die Bundesrepublik.

Das Gespräch führten Schüler des Hochrhein-Gymnasiums Waldshut.


Veröffentlicht am 17.09.2013

Petra Hoffmann wurde 1946 in Leipzig geboren. Als Kind antifaschistischer Eltern (ihr Vater und Großvater gehörten 1945 zu den Überlebenden des KZ Buchenwald) war sie zunächst aktiv in der Pionier- und in der FDJ-Organisation, bis sie als Jugendliche begann, die SED kritisch zu sehen und sich schließlich von ihr abzuwenden. Sie hatte begonnen, ihr eigenes Leben zu denken, sich verstärkt mit Kunst und Poesie zu beschäftigen und sich von der von den Eltern geprägten Welt zu entfernen. Das führte dazu, dass sie erst unmerklich, später deutlich sichtbar in ihrer beruflichen Entwicklung benachteiligt wurde. Ihr Freundeskreis und auch sie wurden zunehmend zu den sog. Dissidenten gezählt. Sie besuchte Friedensdekaden, Veranstaltungen von „Frauen für den Frieden" und traf sich mit Freunden in verschiedenen privaten Zirkeln. Petra Hoffmann wird durch die Friedliche Revolution zu einem politisch auch handelnden Menschen. Mit dem Fall der Mauer ist der Weg für sie klar: sie will mithelfen, das noch immer geteilte Deutschland wieder zu vereinigen. Deshalb tritt sie der neu gegründeten SDP bei, übernimmt Funktionen und Ämter. Ihr Buch „Von der Montagsdemo zur Demokratie - Tagebuchnotizen 1989 / 1990" zeigt aus ihrer persönlichen Sicht die Anfänge der Demokratie im Osten Deutschlands.

Das Gespräch führten Schüler der Ricarda-Huch-Schule Braunschweig.


Veröffentlicht am 01.03.2013

Nach dem Abitur wurde Angelika Feustel wegen „ungenügender gesellschaftlicher Tätigkeit" nicht zum Studium zugelassen. Schon da trug sie mich mit Fluchtgedanken, weil sie frei sein wollte. Sie arbeitete in einem Textilbetrieb und wurde von diesem zu einem Fachschulstudium „delegiert", was ihren Interessen und Fähigkeiten widersprach. 1977 erfuhr die Staatssicherheit von ihrem geplanten Fluchtversuch über Bulgarien. Angelika Feustel wurde verhaftet und zu 18 Monaten verurteilt, die sie im Frauengefängnis Hoheneck absaß. Danach wurde sie nicht freigekauft, sondern zurück in die DDR entlassen. Sie arbeitete als ungelernte Kraft in einer Drogerie und stellte 1982 mit ihrem Mann und zwei Kindern einen Ausreiseantrag. Einen Tag vor Weihnachten 1983 wurde die Ausreise gewährt. In der Bundesrepublik war sie in der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte e.V. (IGFM) aktiv und schrieb ein Buch über ihre Jugend in der DDR. Die Staatssicherheit überwachte sie auch hier, da sie feindliche Aktivitäten gegenüber der DDR vermutete.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Chiemgau-Gymnasiums Traunstein.


Veröffentlicht am 21.04.2013

Als viertes Kind einer evangelischen Pfarrersfamilie hat Christian Schmidt eine christliche und pazifistische Erziehung genossen. Da er den 18-monatigen „normalen Dienst" in der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR aus Gewissensgründen ablehnte, gab er der Musterungskommission 1980 bekannt, als unbewaffneter Bausoldat dienen zu wollen. Da die Entscheidung gegen der Wehrdienst seine beruflichen Möglichkeiten stark einschränkte, arbeitete er ab 1981 in einem Behindertenheim der Diakonie. Sechs Tage vor dem offiziellen Einberufungstermin wurde er im April 1988 als einer der letzten 18-monatig „dienenden" Bausoldaten einberufen. Christian Schmidt wurde bis Oktober 1989 an verschiedenen Standorten in der DDR als Bausoldat eingesetzt, durfte aber nur selten in seinem gelernten Beruf als Tischler arbeiten. Die Oktobertage der Friedlichen Revolution haben er und seine Kameraden als angstvolle Zeit erlebt, da sie befürchteten, nicht zur vorgesehenen Zeit aus dem Armeedienst entlassen oder zum Waffendienst gezwungen zu werden.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Schule St. Marien in Neubrandenburg.


Veröffentlicht am 06.10.2012

Karsten Dümmel absolvierte, nachdem seine Delegierung zur EOS (Gymnasium) zurück gezogen worden war, eine Ausbildung zum Elektromechaniker. Als Leiter verschiedener kirchlicher Arbeitskreise begann das MfS schon frühzeitig mit Zersetzungsmaßnahmen gegen ihn vorzugehen. Obwohl er das Abitur über den zweiten Bildungsweg ablegte, wurde ihm aus politischen Gründen ein Studienplatz verwehrt. Daraufhin stellte Dümmel 1984 einen Ausreiseantrag. Die Konsequenz war eine verordnete Arbeitsplatzbindung als Fensterputzer, Gebäudereiniger und Hilfsarbeiter. Zudem verhängte das MfS eine Reihe weiterer Maßnahmen wie Kontaktaufnahmesperre, Postkontrolle, Reiseverbot und Stadtarrest (teilweise mit Hausarrest) gegen ihn. Die Zersetzungsmaßnahmen des MfS gipfelten in einer „Disziplinierungsmaßnahme", Dümmel wurde am 18. Juli 1985 für 24 Stunden in Gera in Untersuchungshaft genommen und kam unter Auflagen wieder frei. 1988 erfolge der Freikauf durch die Bundesrepublik. Daraufhin nahm er ein Rhetorik- und Germanistik-Studium in Tübingen auf, 1996 folgte seine Promotion. Zudem leitete er von 1993 bis 2003 verschiedene Forschungsprojekte zur Staatssicherheit und war Lehrbeauftragter an der Universität Tübingen. 1997 folgte der Wechsel in die politische Erwachsenenbildung. Dümmel ist Mitglied des Autorenkreis der Bundesrepublik Deutschland und des internationalen P.E.N. Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland (Exil - P.E.N.).

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Westerstede.


Veröffentlicht am 31.10.2013

Eduard Fiedler wuchs im Eichsfeld in einem katholisch geprägten Umfeld auf. Er entschied sich frühzeitig, ein Theologiestudium aufzunehmen, welches für ihn auch eine Zeit intensiver weltanschaulicher Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Zeitströmungen und Gesellschaftsmodellen wie „Kapitalismus" und „Sozialismus" war. Nach seinem Studium und der Ausbildung zum Sozialarbeiter war er Referent in der katholischen Jugendseelsorge im Eichsfeld, später Gemeindereferent in Heiligenstadt. Der Gründungsaufruf des Neuen Forums und weiterer Oppositionsgruppen hatte eine Signalwirkung für ihn. Bestärkt durch den Verlauf der Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig, verlas er in einer öffentlichen Gebetsstunde am 15. Oktober in Heiligenstadt Ausschnitte dieser Texte. Am 30. Oktober gestaltete er das Friedensgebet und die erste große Demonstration in Heiligenstadt mit, die ca. 12.000 Teilnehmer zählte. Er war Gründungsmitglied der „Demokratischen Initiative" seiner Heimatstadt und zugleich Leiter des Bereichs „Kirche und Gesellschaft" sowie Mitglied im Sprecherrat. Heute ist er in der katholischen Jugendsozialarbeit tätig.

Das Gespräch führten Schüler des Georg-Mendel-Gymnasiums Amberg.


Veröffentlicht am 12.02.2013

Heiko Tittmar wurde 1958 in Erfurt geboren. Er absolvierte in Halle/Saale ein Lehramtsstudium in Chemie/Mathematik und war von 1984 bis 1986 in der DDR als Lehrer tätig. 1986 erheilt er aufgrund eines gestellten Ausreiseantrages Berufsverbot und wurde im Februar 1988 wegen "Beeinträchtigung staatlicher Tätigkeit" zu 16 Monaten Haft verurteilt. Nach 13 Monaten Strafvollzug wurde er im Mai 1989 von der Bundesregierung freigekauft. Seit 1991 arbeitet Heiko Tittmar als Lehrer in Hessen.

Das Gespräch führten Schüler der Matthias-Bauer-Schule in Bad Wildungen.


Veröffentlicht am 09.04.2014

1986 stellte Steffen Gresch in Leipzig einen "Ausreiseantrag mit Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft". Von nun an begann für ihn die Zeit des Wartens. Seinen Freunden verheimlichte er seine Entscheidung nicht. Es ging ihm nun darum, eine Verbindung aufzubauen zwischen Menschen, denen Meinungsfreiheit ein Herzensanliegen ist. Auf einer Lesung, die er bei sich zu Hause organisierte, stellte er gemeinsam mit Peter Grimm die Oppositionszeitung "Grenzfall" vor. Dies war der Auftakt einer fruchtbaren Kooperation zwischen Ost-Berlin und Leipzig. Es kam zu regelmäßigen Treffen. Am 24. Mai 1987 war es soweit: Im Keller der Leipziger Michaeliskirche präsentierte sich unsere Arbeitsgruppe "Menschenrechte" erstmals in der Öffentlichkeit. Die Performance: "Ich bin soo frei!! - Das Menschenrecht Meinungsfreiheit im Gespräch" fand große Resonanz. Mehr konnte Steffen Gresch nicht persönlich mitverfolgen: Das Regime erwirkte 1987 seinen "Umzug" (Grenzbeamtenjargon) nach West-Berlin.

Das Gespräch führten Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums Ulm.